Ich bin Textilkünstlerin mit verschiedenen kulturellen Einflüssen. Da ich einen Teil meiner Kindheit in Kasachstan verbracht habe, ... (mehr)
felt-ro ist Textilkunst von Christina Krämer, das bin ich.
felt-ro ist geteilt, steht zwischen zwei Sprachen, zwischen verschiedenen Kulturen, zwischen Angriff und Rückzug, Ratio und Emotio, zwischen Teppich und Gemälde, Fläche und Objekt, zwischen Welten - so wie ich.
felt-ro ist eine Insel, die sich auf die Größe eines Staubkorns zusammenziehen und zu einem unendlichen Universum ausdehnen kann. felt-ro ist meine Insel! - Deine Insel?
63x63 cm
Die Serie SPURENSUCHE nahm ihren Anfang mit dem Werk REH und entstand nach einer Begegnung mit einer Rehkarkasse bei einer Wanderung im Wald im Jahr 2022. Die Überreste des Tieres, seine Körperhaltung, das durch die Baumkronen darauf scheinende Sonnenlicht und die daraus entstehende Stimmung an der Fundstelle hatten so tiefe Spuren in mir hinterlassen, dass eine Auseinandersetzung unausweichlich war und immer noch ist. Denn seit dem begegne ich immer wieder verendeten Tieren und nehme das ein oder andere in die Serie auf. Bei der SPURENSUCHE geht es mir um die emotionale Wirkung der jeweiligen Begegnung auf mich und den rationalen Versuch, Unterschiede zu deuten. Kurz gesagt: Warum bin ich bei einigen Tieren betroffener, empathischer als bei anderen? Gibt es Unterschiede in der Wertigkeit vergangenen Lebens und warum?
58x47,5x21,5 cm
NIDO DI RAGNO IN QUINTA steht für Verletzbarkeit, Anpassung, Verrenkung, Geborgenheit, Versteck, Gefahr, Leben, Schutz, ... Menschlichkeit. Der Titel bezieht sich auf Italo Calvinos "Il sentiero dei nidi di ragno". "Wo Spinnen ihre Nester bauen" ist für den Jungen Pin ein sicherer und geheimer Ort, sein persönliches Versteck. "Quinta posizione" rekurriert auf die Fünfte Position im Ballett.
I (62x62 cm), II (108x55 cm), IV (42x42 cm)
Ein Thema, das mich unaufhörlich beschäftigt, ist Misogynie. Als Frau bewegt und verletzt mich jede Art von Frauenfeindlichkeit zutiefst. Als Künstlerin lässt mich das Thema einfach nicht los, brodelt in mir und bricht immer wieder aus, um in meinen Arbeiten anzuklingen, wie ein Warnton oder eine Trillerpfeife, die wachrüttelt, ruckartig, ohne Vorwarnung. Vielleicht finde ich gerade deswegen Madonnendarstellungen so faszinierend. In der Kunst begegnet man der MADONNA, einer Frau, immer wieder. Sie ist eine der berühmtesten Frauen der Geschichte, die scheinbar von Anfeindungen verschont bleibt, sogar immer weiter zitiert, dargestellt und verehrt wird als Mutter, Zuflucht und Ikone. Mit diesem Kontrast zwischen der MADONNA und uns sterblichen Frauen beginnt die Geschichte der Serie MADONNA SENZA BAMBINO. Genau, senza bambino d.h. ohne Kind! MADONNA SENZA BAMBINO versucht dem Mensch- und Frausein Raum zu geben - auch ohne Kind. Es ist ein Projekt, das entstanden ist, um ein Unbehagen, ein Gefühl der gesellschaftlichen Ausgrenzung zu thematisieren. Wer sich darauf einlässt, erhält durch die Madonnen die Möglichkeit, sich mit verschiedenen Geschichten auseinanderzusetzen, sich in ihnen zu spiegeln und wiederzuerkennen. So einige Geschichten und Erinnerungen haben die Madonnen schon in den Betrachter*innen freigesetzt, was verdeutlicht, wie wichtig es für alle Beteiligten ist, die Möglichkeit zu haben, Emotionen auszudrücken und sich gegenseitig Halt und ein offenes Ohr zu schenken. Es handelt sich um Porträts gewöhnlicher Frauen, die von der Ikonenmalerei inspiriert, durch selbige überhöht werden. Das Medium ist Textilkunst, die oft mit weiblicher Hausarbeit wie Sticken und Nähen in Verbindung gebracht wird, und als künstlerisches Genre von vielen leider noch als weniger bedeutend angesehen wird.
27,7x27,7x10 cm
In einem FERTIGBUNKER liegt ein Homunkulus, der keine besonderen Merkmale aufweist und für irgendjemanden steht. Er lebt in einem sehr kleinen Raum, der aus der Verpackung einer Tiefkühltorte besteht. Diese Verpackung ist repräsentativ für alle Verpackungen von Fertigprodukten, wie sie in vielen Haushalten in der Zeit des verstärkten Zuhause-Seins und Auf-Vorrat-Kaufens eine ungeahnte Dimension angenommen haben. In dieser unbefilzten, dekorlosen und dadurch hart und unwohnlich wirkenden Behausung zeigen sich die Auswirkungen von Isolation, Beengung, Monotonie, Bewegungsarmut, Völlerei und Verwundbarkeit auf den vollständig befilzten, weichen und organisch wirkenden Homunkulus. Das Thema von „HOMUNKULUS IM FERTIGBUNKER“ ist Zuflucht. Es geht um unser Zuhause, das in Zeiten von Not und Gefahr zum Zufluchtsort wird, zu unserem Bunker.
173x169x8 cm
Die Natur fasziniert durch Lebenskraft, Resistenz und Vielfalt, aber auch durch Zerbrechlichkeit, Feinheit und Vergänglichkeit. Diese Faszination und der Größen- und Geltungswahn des Menschen treiben uns zum Versuch die Natur unter unsere Kontrolle zu bringen, sie zu beherrschen und zu dominieren, sie zu biegen und, wenn nötig, zu brechen. Bis sie uns gehört !?
55x122x19 cm
Schönheit, Sexualität, Fetisch, Macht und Zwang. Welche Rolle spielt das Individuum in diesem Stück? Wer hat die Macht? Wer die Kontrolle? Wer hat die Wahl?
84x78 cm
Meine Insel, mein Umfeld, mein Netzwerk. Alles dreht sich. Wie bekomme ich Halt, behalte den Überblick und lasse mich nicht mitreißen?
140x95x4 cm
Zwei Seiten, Zerrissenheit, Zwiespalt. An Land gehen oder weiter treiben? Einen Ort der Ruhe und Sicherheit zu finden, bedeutet für viele eine Reise in Begleitung einer omnipräsenten Frage: ankommen oder weitersuchen?
210x210x1 cm
Was bedeutet es eigentlich Teil eines größeren Systems zu sein?
Ich bin Textilkünstlerin mit verschiedenen kulturellen Einflüssen. Da ich einen Teil meiner Kindheit in Kasachstan verbracht habe, ist der Filzteppich für mich kein allzu exotisches Produkt. Dort wird er traditionell in der Gruppe hergestellt und wegen seiner thermoregulierenden Eigenschaften anschließend als Wandbekleidung und Bodenbelag verwendet. Groß geworden bin ich jedoch in Deutschland und bin fest davon überzeugt, dass der Kontrast zwischen meinen beiden Herkunftsländern einen wesentlichen Vorteil für mein Schaffen darstellt. 2010 bin ich aus beruflichen Gründen nach Norditalien gezogen und kann nun ein drittes Land ein Stück weit meine Heimat nennen. In Turin ist felt-ro geboren worden und schafft es bis jetzt, sowohl meine Liebe zu natürlichen Rohstoffen mit der für traditionelle Herstellungsverfahren zu verbinden als auch meinem experimentellen Drang alle Türen zu öffnen, da es frei in der Form gestaltbar ist, keinem Fadensystem und keiner Maschinengröße unterworfen ist und daher nicht rechteckig oder gradkantig sein muss.
Seit 2018 lebe und arbeite ich wieder in Deutschland, in Hamburg, um genau zu sein.
Meine Arbeiten sind das Resultat eines langwierigen, manuellen, kreativen und konzeptionellen Prozesses und bestehen hauptsächlich aus Schurwolle, mit allen Vorteilen, die der Rohstoff Wolle bietet. Inhaltlich beschäftige ich mich nicht nur mit Strukturen und Zerfallsprozessen in der Natur, sondern auch mit Empfindlichkeiten und Reibungsprozessen zwischen dem Menschen und seiner Umwelt.